Presse

Kaiserslautern – Otterberg (2023): „Meditatives Singen“

Zu Gast in der Otterberger Abteikirche war am Sonntag das Palestrinaquartett aus der Südpfalz. Das auf Renaissancemusik spezialisierte Quartett, das sich bisweilen zum Sextett erweiterte, tauchte in die Klangwelten Nordeuropas ein.Im Zentrum des anspruchsvollen A-Cappella-Konzerts stand die Messe „Mass For Four Voices“ des englischen Renaissancekomponisten William Byrd (1540-1623). Die enge Beziehung zwischen der Vokalpolyphonie der Renaissancezeit und zeitgenössischer Kompositionen hörbar zu machen, ist die Programmidee, der das Palestrinaquartett folgte.

Aus der Tudorzeit William Byrds während der Regentschaft von Queen Elisabeth I. komponierte Messe ist ein Beispiel für die Vokalmusik der Tudorzeit und steht eigentlich am Übergang zwischen Renaissance und Frühbarock. […]

Das Palestrinaquartett bot eine mustergültige Interpretation. Anne Hollm (Sopran), Kim Hust-Korspeter, Peter Hust (Tenor) und Jörg Nicklis (Bass) verfügen über schlanke, vibratoarme Stimmen, und die vorzügliche Schulung, die sie in diversen Workshops erhalten haben, kam ihnen dabei gewiss zugute. Selbst intonatorisch Vertracktes klang mühelos, und genau dadurch entstand die Kunst: Natürlichkeit und Schlichtheit. Die Vier sangen aus einer meditativ verinnerlichten Grundhaltung. Die klangliche Homogenität und Intonationsreinheit – vor allem bei der Sopranistin bis in die leuchtend hohen Lagen – und ins Pianissimo waren atemraubend. Im Kyrie und Gloria warf der Gesang dabei fast einen Vorschein des himmlischen Friedens. Besonders ausführlich hat Byrd das Credo (Glaubensbekenntnis) behandelt, das den Rang des Quartetts als klangschönes und schattierungsreiches Vokalensemble unterstrich. Ganz ausgezeichnet auch das Sanctus, das Benedictus und das abschließende Agnus Dei, mit dezenter Ansprache und wortgezielter Phrasierung. […]

Vom Nordlicht inspiriert Besonders effektvoll klang auch das Marienlob „Ave Generosa“ des norwegischen Komponisten und Pianisten Ola Gjeilo (geboren 1978). Basierend auf einem Text von Hildegard von Bingen aus dem 12. Jahrhundert präsentierte das Sextett einen raffinierten, schlichten Satz mit vielen Sekundenreibungen. Auch hier bot das Ensemble eine durchsichtige, duftige Interpretation. Das A-Cappella-Quintett „Northern Lights“, wiederum ist von der Schönheit des nördlichen Polarlichts inspiriert. Auch hier erzielte das Ensemble schöne klangfarbliche und dynamische Ergebnisse. […]

Das Publikum bedankte sich am Schluss mit langanhaltendem Beifall für ein kontemplativ wunderbares Konzert und erhielt auch noch eine Zugabe.

Rheinpfalz; Okober 2023

_________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

Neustadt-Duttweiler (2020): „Die wunderbare Welt der Stimmen“

Endlich gibt es wieder Konzerte! Wenn auch nur in beschränktem Format. Wo ja vor allem Singen virentechnisch als besonders gefährlich gilt. Umso schöner, dass am Sonntag in der evangelischen Kirche in Duttweiler sogar gleich ein A-Capella-Streifzug durch sage und schreibe 1000 Jahre Musikgeschichte geboten wurde. Das „Palestrinaquartett“ aus der Südpfalz, bestehend aus Anne Hollm (Sopran), Kim Hust-Korspeter (Alt), Peter Hust (Tenor) und Jörg Nicklis (Bass), nahm das Publikum mit auf eine wohltönende und für ein Amateurensemble in jeder Hinsicht bemerkenswerte musikalische Erkundungsreise, die von der Gregorianik über die Renaissance bis in unsere Tage reichte. Die vier Stimmen passten ausgezeichnet zusammen und in die angenehme Akustik der Kirche. […]

Vier Stimmen, die butterweich Unisono-Passagen singen, erzeugen eben sofort eine sakrale Stimmung. Die vier gingen danach beinahe übergangslos weiter im Text und „wanderten“ vom Mittelalter in die Renaissance und zu Martin Luther und von da aus direkt ins 20. Jahrhundert und zu Hugo Distler und Bohuslav Martinu. Das Publikum folgte also der Entwicklung der A-Capella-Musik durch die Epochen und konnte so aufs Beste nachvollziehen, wie sich aus den unisono geführten Stimmen die reich geschmückte Polyphonie der Renaissance entwickelte und alles schließlich in die raffinierte Chromatik der Moderne mündete. Man konnte die Veränderungen und Erweiterungen, den zunehmenden Reichtum der Sätze gleichsam spüren. […]

An sich notiert mit Basso continuo, der meist von der Orgel übernommen wird, breitete das „Palestrinaquartett“ von Anfang an einen warmen, ausgeglichenen Klang aus und ließ die Musik durch die Ebenmäßigkeit der Stimmen transparent und luftig erklingen. Warum das Quartett Monteverdis Musik ins Zentrum seines Programms gestellt hatte, hörte man sofort. Diese Musik ist offensichtlich eine Herzensangelegenheit der Damen und Herren. Zu erleben gab es hier vier Stimmen, die sich harmonisch aneinander entlang entwickeln und rhythmisch wie klanglich hervorragend harmonieren. Da traten Fugati deutlich hervor, wurden harmonische Raffinessen trefflich ausgekostet. Man sah und hörte die Freude am Musizieren. Monteverdis Messe bedient sich dabei des tonalen Materials aus der Renaissance: Die Musik ist dorisch komponiert. Er erweitert die mehrstimmige Renaissancevokalmusik aber deutlich in Richtung des von ihm maßgeblich beeinflussten Barocks. So hörte man den überbordenden Ausdrucksreichtum eines Orlando di Lasso noch und meinte andererseits schon die formale Strenge der Bach- Kantaten zu vernehmen. Auf den Punkt gebracht: Es war eine Freude, dieser Musik zu lauschen! […]

Da reichte die Spannweite vom bereits erwähnten Luther (der als Komponist immer noch weitgehend unbekannt geblieben ist) bis in unsere Tage mit einer Vertonung von Wolfgang Stockmeier, der 2015 verstarb. Diese Komposition zeigte sich als ein weiteres Highlight des Abends, konnten die vier doch hier unter Beweis stellen, dass sie auch moderner Musik mit all ihren harmonischen Anforderungen gewachsen sind. So war vor allem das Aufeinandertreffen von Renaissance und Moderne nicht nur klanglich besonders reizvoll. Alle Stimmen versahen ihren Dienst prächtig, wobei sich die Mittelstimmen, durch die teilweise immensen Umfänge, die hier gefordert sind, noch ein wenig glänzender darstellen konnten. Allein Peter Hust, der Tenor, versah bisweilen Bariton- und dann wieder Counter-Aufgaben. Überhaupt war Wandlungsfähigkeit das Credo des Ensembles. Das Publikum applaudierte lang und zufrieden und erklatschte sich noch ein Schlaflied als Zugabe. Und gibt es auch etwas zu klagen? Ja, durchaus! Die Gesamtlänge von lediglich einer Stunde! Man hätte viel länger zuhören mögen!

Rheinpfalz; September 2020


Landau-Arzheim (2016): „Auf den weiten Flügeln des Gesangs“

Palestrina, den großen Erneuerer der Kirchenmusik im 16. Jahrhundert, trägt ein Vokalensemble aus der Region im Namen. Im Zentrum eines Benefizkonzerts in der katholischen Kirche St. Georg in Arzheim präsentierte das Palestrinaquartett die Missa Dies Sanctificatus als besonderen Ohrenschmaus.
Wenn einige Musikfreunde im Vorfeld über die schwierige Akustik im historischen Gebäude sinnierten und gespannt der Umsetzung des schwierigen Werks durch fünf erfahrene Chorsänger entgegensahen, so zeigten sich alle Kirchenbesucher am Ende des einstündigen Konzertes beeindruckt von der bravourösen Umsetzung und dankten mit lang anhaltendem Schlussapplaus.
Im Gespräch verriet Peter Hust, Tenor und seit der Gründung vor etwa fünf Jahren Leiter des Ensembles, dass es gerade die Auslotung des Überhalls ist, die die Sänger herausfordert und bei entsprechender Nutzung den Klang von vier oder fünf Stimmen auf weiten Schwingen wie einen großen Chor über die staunenden Hörer ausbreitet. Dazu sei es allerdings erforderlich, dass die Proben am Ort des Konzertes stattfinden und von daher sei die Möglichkeit von Aufführungen nach diesen Kriterien regional eingeschränkt […]

Harmonische rhythmische und melodische Ausgewogenheit sind das Besondere an Palestrinas polyphonen Kompositionen, die in jenem Moment zu kippen drohen, wenn Sopran, Alt, Tenor oder Bass auch nur minimal abweichen. Wenn jede Stimme solistisch besetzt ist, verlangt die Darbietung von jedem Mitwirkenden Höchstleistung in Technik und Konzentration.

Flexibilität und hohe Professionalität in verschiedenen Stilen zeigte das Quartett auch bei drei Vater-Unser-Gesängen von Maurice Duruflé, Igor Strawinsky und John Tavener in Folge.

Rheinpfalz (Roth-Scherrer); April 2016


Klingende Kirche Göcklingen (2015): „Aus großer Liebe zum Gesang“

Das am Sonntag, dem 14.6. 2015 vom Palestrinaquartett gestaltete Konzert in der evangelischen Kirche, die ihrer besonderen Akustik wegen gerne als Konzertbühne angesteuert wird, wurde zu einem großartigen Erlebnis für die etwa 80 Besucher an diesem milden Sommerabend. […]

In der „Missa Dies Sanctificatus“ (Messe vom geheiligten Tag) von Giovanni da Palestrina 1525-1594 belegte das Quartett seine enorme Fähigkeit und seine hochkarätige Gesangskunst.

Dass alle Aktiven mit Inbrunst und Herzblut die selbst gestellten Anforderungen bravourös meisterten, ist ein Zeichen ihrer Liebe zum Gesang. Im Pater noster „Notre Pere“ von Maurice Dorufle (1902-1986) „Pater noster“ von Igor Strawinsky (1882-1971) und „The Lords Prayer“ von John Travener (1944-2013) zeichneten sie sich als ausgebildete Sänger und Solisten aus. […]

Zum Finale sang das Ensemble „O Lord, in thee is all my trust“ (O Herr, in dich setze ich all mein Vertrauen) von Thomas Tallis 1505-1585. Dies war ein beeindruckender Abschluss eines besonders gelungenen Konzerts. Der nicht enden wollende Applaus war der Dank des hochzufriedenen Publikums, das die Akteure nicht ohne Zugabe gehen ließ.

Rheinpfalz; Juni 2015